Sonnenfleckenrelativzahl R
Wenn man die Sonnenfleckenaktivität bewerten will, also eine einheitliche
Aussage über die Größe und Zahl treffen will, braucht man
dazu Maßstäbe. Die Entwicklungsphase bzw. Größe einer
Fleckengruppe klassifiziert man mit den Buchstaben A bis H. Die Anzahl der
Flecken gibt man mit der sogenannten Sonnenfleckenrelativzahl an. Diese wurde
bereits im 19. Jahrhundert von Rudolf Wolf in Zürich eingeführt:
Man zählt zuerst die Gruppen (G) von Sonnenflecken, die auf der Sonne zu sehen sind. Dann nochmals alle Flecken (E), auch wenn sie einzeln sind bzw. bereits schon ein einer gezählten Gruppe enthalten sind. Ist kein Fleck zu sehen, dann ist die Relativzahl gleich Null.
R = K (10 x G + E ) K = Korrekturfaktor
um subjektive Bewertungsunterschiede bei
verschiedenen Observatorien
auszugleichen.
Ein einzelner Fleck würde R = 11 bedeuten.
Eine objektivere Aussage über die Sonnenaktivität kann man mit
der Messung der Energiestrahlung bei der Frequenz 2800 Mhz machen. Bei dieser
Frequenz ist die Energiestrahlung der Sonne in guter Übereinstimmung
mit dem Index R für Sonnenfleckenrelativzahlen. Der Flux wird seit November
1946 in Kanada gemessen:
Zur Zeit um 20 h UTC in der Einheit Solar Flux (= 10 hoch 4 Jansky) in Penticton.
Drei Komponenten tragen zum Fluxwert bei:
a) plötzliche Strahlungsausbrüche bei Flares,
b) langsame Variationen während des Solarzyklus und
c) und die Grundstrahlung, die auch bei "ruhiger" Sonne gemessen wird.
Der Flux erreicht als untersten Wert etwa 65.
Das Schmetterlingsdiagramm der Sonne
Nachdem man im letzten Jahrhundert nicht nur die Flecken zählte, sondern
auch ihre Lage auf der Sonnenscheibe registrierte, fand man eine weitere
Gesetzmäßigkeit: Im Verlaufe eines Zyklus treten die Flecken in
verschiedenen Breitengraden auf. Während des Sonnenfleckenmaximum sind
sie in zwei Streifen, die etwa 15 Grad nördlich und südlich des
Sonnenäquators sind, zu finden. Während der absteigenden Phase
des Zyklus nähern sie sich weiter dem Äquator. Flecken, die nach
einem Minimum zu einem neuen Zyklus zugerechnet werden, finden sich wieder
bei 30 Grad zu beiden Seiten des Äquators.
Kennzeichen eines neuen Zyklus
Nicht nur die Lageverteilung gibt einen Hinweis auf den Beginn eines neuen
Zyklus, sondern auch die magnetischen Polarität, die man den einzelnen
Flecken zuordnen kann. Sonnenflecken sind meist paarweise anzutreffen, wobei
das Paar immer in etwa in Ost-West-Richtung orientiert ist. Die Rotation
läßt die Flecken von Ost nach West wandern. Der westliche Fleck
ist also der vorangehende , der östliche der nachfolgende Fleck. Die
Flecken eines Paares haben immer gegensätzliche magnetischer Polarität
(meßbar durch Zeemann-Effekt = Aufspaltung der Spektrallinien, wenn
sich die emittierenden Atome in einem Magnetfeld befinden). Die nach einem
Minimum in höheren Breitengraden und alle später erscheinenden
Flecken haben alle eine andere magnetische Polarisierung! Dieses Kriterium
erlaubt eine eindeutige Unterscheidung der Zyklenzugehörigkeit von Flecken.
es können nämlich gleichzeitig Flecken des "alten" Zyklus und des
"neuen" Zyklus auftreten.
In 1977 war Nordpol der Sonne auch magnetischer Nordpol, Auf Nordhalbkugel
hatte vorangehender Fleck nördliche magnetische Polarität
(Südhalbkugel umgekehrt). Um 1980 verschwanden die Polfelder.
Fleckenpolarität unverändert. Ende des Zyklus 1986 sind die Flecken
nahe dem Äquator und Nordpol hat südliche magnetische Polarität.
Ab 1988 Flecken des neuen Zyklus mit jetzt vorangehendem Fleck südlicher
Polarität in höheren Breitengraden.